Die Abteibrücke gilt als eine der ersten Stahlbetonbrücken Deutschlands und führt im Berliner Ortsteil Alt-Treptow als Fußgängerüberweg auf die Insel der Jugend. Sie wurde 1916 fertiggestellt und ersetzte eine Fähre, die Besucher auf die Spreeinsel brachte. Die Brücke steht unter Denkmalschutz.
Geschichte
Die Abteibrücke befindet sich zwischen dem Treptower Park und einer in der Spree gelegenen Insel. Park und Insel wurden in Vorbereitung der Berliner Gewerbeausstellung 1896 ausgebaut und aufgeschüttet. Die anfangs „Treptower Bruch“ genannte Insel bekam nach Eröffnung einer als schottische Klosterruine („Abtei“) gestalteten Ausflugsgaststätte den Namen Abteiinsel. Weil das Gasthaus Abtei 1914 abbrannte und seine Reste abgetragen wurden, konnte der Wiener Architekt und Bauingenieur Friedrich von Emperger im Auftrag der damaligen Stadt Neukölln als Besitzer der Insel eine Stahlbetonbrücke mit einem großzügigen Brückenhaus planen.
Die im großen Bogen ohne Flusspfeiler gebaute Brücke wurde erstmals aus betonummanteltem Gusseisen mit einem Durchmesser von 17 cm hergestellt. Dabei fanden Einzelrohre mit einer Länge von 2 m Verwendung, die mit Hilfe von Muffen verbunden wurden. Für den Einbau dieser Elemente gab es bislang keine baurechtlichen Vorschriften, so dass zunächst an den Technischen Hochschulen in Berlin und Dresden von Dezember 1915 bis März 1916 umfangreiche Bruchversuche durchgeführt wurden, bis schließlich am 23. März 1916 eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde. Es entstanden zwei beidseitig eingespannte Bögen, die durch eine Stahlbetonplatte miteinander verbunden und an beiden Widerlagern eingespannt wurden. Die beiden Brückentürme nehmen dabei Teile der Bogenkräfte auf. Für diese Bauwerke wählte der Architekt Stilelemente des Historismus und verschieden gestaltete Dachformen. Der dreistöckige Turm am Inselzugang wird in der zweiten Etage von einer Aussichtsplattform umgeben. Der Bogen wurde 1916 mit Hilfe von französischen und russischen Kriegsgefangenen betoniert. Anschließend montierte man das schmiedeeiserne Geländer sowie acht bogenförmige Leuchtenträger. Die Gehbahn der Brücke ist mit beiderseitigen schlanken Betonpfeilern dem hochgewölbten Unterbogen aufgesetzt. Die Übergabe der Brücke an die Bevölkerung erfolgte am 1. Juli 1916. Durch die Lichte Höhe von 9 Metern konnten auch große Dampfschiffe die Insel passieren, ohne den Schornstein umlegen zu müssen.
Das Bauwerk überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Das Brückenhaus auf der Insel diente in der DDR-Zeit als Jugendklubhaus. Die Insel erhielt nun den Namen Insel der Jugend und wurde ein gern besuchter Ort für junge Paare. Allerdings traten im Laufe der Jahre zunehmend Schäden auf, die in den 1970er Jahren eine umfassende Sanierung erforderlich machten. Durch die erteilte Ausnahmegenehmigung befand sich lange Zeit eine Verbotstafel an der Brücke: „Das Ansammeln auf der Brücke ist der Überlastung wegen polizeilich verboten“. 1976 ergaben Berechnungen eine Gefahr für die Bevölkerung, die im Juni 1977 durch Messungen an der Brücke bestätigt wurden. Die Sanierung umfasste insbesondere die Beseitigung korrodierter Bauteile sowie eine Neubeschichtung aller Stahlbetonelemente und konnte 1978 erfolgreich abgeschlossen werden. Gleichzeitig wurden der Belag, die Beleuchtungsanlage sowie die Entwässerung und das Geländer erneuert.
Bis Anfang dieses Jahrtausends wurden die Brücke und die Insel Ziel vieler Besucher, weil in ihrem Umfeld seit dem 19. Jahrhundert das Höhenfeuerwerk Treptow in Flammen und seit 1989 auch das Treptower Hafenfest stattfanden. Wegen mangelnder Qualität der Veranstaltungen finden beide Feste seit 2013 nicht mehr statt. Weitere Veranstaltungen wie ein Sonnenwendfest oder gelegentliche Live-Konzerte werden den Gästen jedoch weiterhin angeboten.
1992 bis 1994 ließ die Senatsverwaltung die Abteibrücke total sanieren. Seit 2005 gibt es eine neue Attraktion auf der Abteibrücke: die Blauen Keramikherzen.
Brücke der Herzen
Am 11. Juni 2005 wurde im Rahmen der Treptower Festspiele die Abteibrücke zu einer Brücke der Herzen. Auf blauen herzförmig gestalteten Fliesen prägten die Organisatoren Namen von Personen ein, die sich um das Wohl von Kindern und Jugendlichen besonders verdient gemacht haben. Unter dem blauen vollflächigen Herzen ist die Unterschrift des Geehrten (oder seines bevollmächtigten Vertreters bei Firmen) in verchromter Schreibschrift eingelassen. Die Auswahl der Auszuzeichnenden richtete sich nach dem Engagement bei der Organisation nationaler und internationaler kultureller Veranstaltungen und ist das Ergebnis einer öffentlichen Abstimmung von Kindergruppen. Die Herzen wurden jeweils in einer kleinen Feier von der Kinder-Aktionsfigur Theo Tintenklecks an die Personen oder Institutionen übergeben und dann in die Rampe der Brücke eingelassen. Diese Aktion fand so großen Zuspruch, dass im Juni 2006 auf Anregung des Bezirksamts Treptow-Köpenick ein gemeinnütziger Verein Blaue Steinherzen Kinderfreundlichkeit e. V. (Bridge of Hearts e. V.) gegründet wurde. Die Satzung nennt vor allem die Durchführung von Camps, Workshops, Veranstaltungen mit Bildungs- und Informationscharakter im Sinne des europäischen und internationalen Gedankens für Kinder als Ziel des Vereins. Berlin schloss sich mit dieser in der Welt sehr beachteten Aktion an die im Jahr 2000 im Bundesland Sachsen-Anhalt begründete Bewegung Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit an. Es wurde somit zu einer besonders kinderfreundlichen Stadt, die Brücken zwischen Kindern, Generationen und Nationen schlägt. Schirmherrin der Blaue-Herzen-Aktion war die Familienministerin Ursula von der Leyen (Stand 2013).
Im Jahr 2015 nahmen Kinder und Künstler verschiedener Länder das zehnjährige Jubiläum der Brücke der Herzen zum Anlass, um 25 Originalteile (Stützwandelemente) der Berliner Mauer mit Zukunftsthemen zu gestalten.
Folgende Personen oder Institutionen erhielten bisher (Stand März 2024) die Berliner Auszeichnung Blue Hearts Award: Eine Besichtigung vor Ort am 19. März 2024 zeigte, dass seit 2016 keine weiteren blauen Herzen vergeben wurden, es sind genau 52 Platten eingesetzt.
Literatur
- Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin. Band 2. Henschelverlag, Berlin 1984, ISBN 3-362-00138-6, S. 369.
- Eberhard Heinze: Berlin und seine Brücken. Transpress, Berlin 1987, ISBN 3-344-00105-1, S. 58 ff.
- Dana Schultze, Karin Manke: Streifzüge durch Treptow. Stapp Verlag Berlin, 1996, ISBN 3-87776-932-2.
- Werner Lorenz, Roland May, Hubert Staroste, unter Mitwirkung von Ines Prokop: Ingenieurbauführer Berlin. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1029-9, S. 84–85.
Weblinks
- Abteibrücke. In: Structurae
- 10 Jahre Blaue Herzen – 5 Jahre Brücke der Herzen – Informationen zur Abteibrücke. (Memento vom 13. Oktober 2013 im Internet Archive) Bezirk Treptow-Köpenick (ins Suchfenster "Abteibrücke" eingeben)
Einzelnachweise




